Was versteht man unter der Bilanzierungspflicht?
Jedes deutsche Unternehmen, das mehr als 32.500 € Umsatz im Jahr macht, ist zur doppelten Buchführung verpflichtet. Wie genau das geht, regelt das Handelsgesetzbuch.
Unter dieser Grenze genügt es für Unternehmen, wenn sie eine Einnahmen/Ausgabenrechnung machen.
Was ist die doppelte Buchführung?
Doppelte Buchführung bedeutet, dass auf jeden Habenposten auch ein Sollposten kommen muss. So wird etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, eine Einnahme an Bargeld auf das Konto Kasse gebucht, der gleiche Betrag vom Konto Soll des Kunden abgebucht.
Diese zunächst merkwürdige Arbeitsweise ermöglicht es dem Unternehmen, jederzeit über Soll und Haben informiert zu sein.
Das Ergebnis der doppelten Buchführung ist die Bilanz
Das Ergebnis einer solchen doppelten Buchführung ist eine Bilanz. In dieser legt das Unternehmen, nach außen hin sichtbar, sämtliche seiner Geschäftsprozesse dar. Natürlich nur als Zusammenfassung. Wie eine solche Bilanz durchzuführen ist, und wer überhaupt der Bilanzierungspflicht unterliegt, legt das Handelsgesetzbuch (HGB) fest.
Aktiengesellschaften unterliegen immer der Bilanzierungspflicht
In jedem Fall müssen alle Unternehmen, die eine Aktiengesellschaft sind, eine Bilanz erstellen. Diese Bilanz dient unter anderem dazu, auf einer Jahreshauptversammlung den Aktionären, also den Eigentümern des Unternehmens, den wirtschaftlichen Stand der Firma darzulegen. Ist die Firma börsennotiert, gilt dies insbesondere.
Ebenfalls wichtig: Nach welchem Recht ist die Bilanz zu erstellen
Wichtig bei der Bilanzierungspflicht ist auch, nach welchem Recht die Bilanz erstellt werden muss. In Europa sind derzeit 2 wichtige, gänzlich unterschiedliche Bilanzierungsordnungen üblich.
Hauptsächlich wird die Bilanzierung nach HGB durchgeführt, in internationalen Unternehmen jedoch auch nach GAP. GAP ist die amerikanische Bilanzierungsordnung. Sie funktioniert völlig anders und lässt den Unternehmen weit mehr Spielräume als die deutsche.
Wenn ein Unternehmen der Bilanzierungspflicht unterliegt, muss es die im jeweiligen Land geltende Bilanzierungsordnung umsetzen. Das bedeutet zum Beispiel, dass Unternehmen, die in Deutschland tätig sind, aber etwa einem amerikanischen Eigentümer gehören, sowohl nach HGB als nach GAP bilanzieren müssen.
Das wiederum heißt nicht nur doppelte Rechnerei für die Buchhaltung. Das bedeutet auch, dass völlig andere wirtschaftliche Prozesse im Unternehmen durchgeführt werden müssen, damit die jeweiligen Bilanzierungsvorschriften eingehalten werden können.
Der Beruf des Bilanzbuchhalters
Es gibt nicht umsonst den Beruf des Bilanzbuchhalters. Jedes Unternehmen, das der Bilanzierungspflicht unterliegt, leistet sich einen oder mehrere dieser fachspezifischen Buchhalter. Oft werden auch freiberufliche Bilanzbuchhalter beziehungsweise deren Büros zur Erfüllung der Bilanzierungspflicht herangezogen.
Bilanzbuchhalter sind gewiefte Kenner auf ihrem Gebiet und können die Bilanz eines Unternehmens so gestalten, wie der Eigentümer der Firma es wünscht.